Geschichte der Schule
Tradition und Moderne
Das Gymnasium Arnoldinum ist eine Schule, die auf eine lange Tradition zurückblicken kann. Diese Tradition verpflichtet dazu, aufmerksam und optimistisch in die Zukunft zu schauen und Lernen so zu gestalten, dass junge Menschen in unserer heutigen Lebenswelt ihre Chance erkennen und nutzen können.
Mit einer Bildungsinitiative, die im Jahr 1591 in die Gründung eines Gymnasium Illustre mündete, hat Graf Arnold IV. von Bentheim und Steinfurt die Schule ins Leben gerufen. Dabei leiteten den Gründer damals zwar auch machtpolitische und konfessionelle Motive, aber es ging dem Landesherrn vor allem darum, auf seinem Territorium die immer wichtiger werdenden Ressourcen der Bildung und des Wissens zu verankern. Dies ist gelungen. Heute lernen am modernen Gymnasium Arnoldinum etwa 1000 Jungen und Mädchen zusammen mit ihren 100 Lehrerinnen und Lehrern und bereiten sich auf den Start ins Erwachsenen- und Berufsleben vor.
Und die Schule stellt sich nach wie vor der Herausforderung, in der Bildungslandschaft der Region gezielt Akzente zu setzen. Als Europaschule erfüllt das Arnoldinum die Qualitätsanforderungen, die an eine moderne und weltoffene Schule gestellt werden.
Die Anfänge als "Hohe Schule"
Das Gymnasium Arnoldinum blickt auf eine lange Geschichte zurück. 1588 durch den Landesherrn Arnold IV. als Lateinschule in Schüttorf bei Bad Bentheim gegründet, wurde die Schule 1593 zu einer akademischen Lehranstalt mit vier Fakultäten ausgebaut: Theologie, Jura, Philosophie und Medizin/Physik wurden gelehrt. Eine Universität dieses Typs ohne das kaiserliche Privileg des Promotionsrechts nannte man ↗Hohe Schule oder Gymnasium Illustre. Im Fall unserer Schule kam der Name Gymnasium Illustre Arnoldinum in Gebrauch.
Die Gründung einer Hohen Schule sollte dem Landesherrn die Durchsetzung des reformierten Bekenntnisses calvinistischer Prägung erleichtern und die Unabhängigkeit gegenüber dem Bischof von Münster sichern.
Für den Adel der Region und den männlichen Nachwuchs des gräflichen Hauses konnte die neue Schule eine standesgemäße Erziehung garantieren. Zudem sollte die Neugründung dem Pfarrer- und Beamtenstand eine ordentliche Ausbildung gewährleisten. Der Einfluss dieser Hohen Schule ging weit über das Münsterland hinaus und trug dazu bei, dass Steinfurt als Kulturmittelpunkt von mehr als nur regionaler Bedeutung wahrgenommen wurde.
Als nach mehr als zweihundertjährigem Bestehen im Jahre 1811 die Hohe Schule durch die napoleonische Verwaltung aufgelöst wurde, war auch der Zenit der Schule überschritten. In den anbrechenden modernen Zeiten und dann unter preußischer Verwaltung hatte sich die landesherrliche Institution „Hohe Schule“ überlebt.
Ein humanistisches Gymnasium
Nun ergriff das selbstbewusster gewordene Burgsteinfurter Bürgertum 1820 die Initiative, die Hohe Schule, nun als Gymnasium im Rahmen der Bildungsreform des preußischen Reformers Wilhelm von Humboldt, wieder auferstehen zu lassen. An der Neugründung sollten das Abitur abgelegt werden können, das neuerdings den Zugang zum Studium an der Universität eröffnete. Nach dem Abschluss eines Staatsvertrags zwischen der preußischen Regierung und den beiden fürstlichen Häusern Bentheim konnte das Gymnasium Arnoldinum als nunmehr staatliche Schule mit dem Namen „Evangelisch Fürstlich Bentheimsches Gymnasium Arnoldinum" 1853 nach fast 50-jähriger Unterbrechung wieder die Arbeit aufnehmen konnte. Der Vertrag räumte dem Fürsten ein Ehrenpatronat ein. Auch wurde die Feier eines Arnolditages festgeschrieben, der seither regelmäßig an unserer Schule begangen wird.
Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs war das neue humanistische Gymnasium auf die Vermittlung der Werte des klassischen Altertums und der humanistisch-christlichen Tradition, auf die Treue zum Fürstenhaus, zu Kaiser und König und auf nationale Gesinnung als Erziehungsziele festgelegt. Ein Realschulzweig wurde der Schule angegliedert, um die neuen Naturwissenschaften und modernen Fremdsprachen zu fördern.Von Anfang an stand das neu gegründete Gymnasium auch katholischen Schülern offen, natürlich auch der kleinen Zahl jüdischer Schüler.
Während der NS-Zeit bestimmten der Führerkult und die entsprechende Ideologie auch das schulische Leben am Arnoldinum. Unverkennbar ist, dass parallel dazu auch traditionelle bürgerliche und religiöse Traditionen fortlebten und gepflegt wurden. Allerdings: Jüdische Schüler wurden zunächst vereinzelt diskriminiert, dann systematisch ausgegrenzt und ausgeschlossen.
Ein besonderes Anliegen ist deshalb die Auseinandersetzung mit dem Schicksal der deutschen Juden und besonders der jüdischen Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Arnoldinum während der Zeit des Nationalsozialismus.
Europaschule Gymnasium Arnoldinum
Das Gymnasium Arnoldinum sieht in der Auseinandersetzung mit seiner langen Geschichte, in der die Schulgemeinden mit unterschiedlichsten Zeitläuften konfrontiert wurden, in denen Mut und Innovation, aber auch Feigheit und Versagen zu entdecken sind, eine Chance für die Gegenwart. Jede Zeit stellt ihre eigenen Aufgaben. Es sind die Menschen, die sich darin bewähren müssen.