Ganz nah dran
Projekttage „Europa erleben“
„Wir müssen doch irgendwie zu einer Lösung kommen – Sie können nicht einfach alles blockieren!“, so empört sich eine Gruppe von Staaten, die schon beinahe einen Kompromiss zur Asylpolitik ausgehandelt haben, über den Vertreter von Ungarn. Dieser bleibt ungerührt. Diese Auseinandersetzung findet allerdings nicht in Brüssel oder Straßburg statt, sondern in der Akademie Talaue in Lengerich. Dort haben die Schülerinnen und Schüler der 10 b die Rollen verschiedener Staats- und Regierungschefs eingenommen. Auch eine EU-Ratspräsidentin sowie die Präsidentin der Europäischen Kommission ist vor Ort, sie leiten die Debatte, die von der Presse mit den immer neuesten Schlagzeilen begleitet wird.
Hinter der Aktion steckt das Europateam NRW. Im Rahmen des Planspiels erhalten Schüler*innen die Möglichkeit, die Rolle eines politischen Akteurs zu übernehmen und zu erleben, wie Entscheidungen innerhalb der EU getroffen werden. Und da ist die Thematik „SOS Europa“ mit dem Schwerpunkt Migration hochaktuell.
Nicht nur die 10b, sondern die gesamte Stufe 10 des Gymnasiums nahm an verschiedenen Tagen teil, wofür sich die Fachschaft Sozialwissenschaften besonders eingesetzt hatte. Dank der Unterstützung durch das Land NRW und den Förderverein des Gymnasiums hatten die Schülerinnen und Schüler auch nur noch einen kleinen Beitrag zu den Fahrtkosten zu leisten. Wichtige Erkenntnisse des Planspiels aus der Nachbesprechung: „Wie es den Menschen geht, daran hat man eigentlich gar nicht mehr gedacht. Irgendwie ging es nur noch um die Interessen des eigenen Landes.“ „Es ist total wichtig, aber total schwer, bei so einer Sache einen Kompromiss auszuhandeln.“
Nach dem Planspiel kamen weitere Fragen auf. Was passiert eigentlich genau mit asylsuchenden Menschen in Deutschland? Und wie wirkt es sich aus, wenn ein Antrag auf Asyl abgelehnt wird? Nach einer Anregung von Herrn Gentzsch und auf Einladung von Frau Heming kam am heutigen Donnerstag dann Guido Mieske im Nachgang für eine Doppelstunde in die 10b. Er arbeitet bei der Ausländerbehörde des Kreises Steinfurt und hatte Informationen aus erster Hand parat, die von der Klasse mit großem Interesse und emotionaler Beteiligung aufgenommen wurden. Dabei kamen der Ablauf des Asylantrags vom Eintreffen in Deutschland bis hin zu einer Einbürgerung oder einer Abschiebung zur Sprache.
Das Planspiel und der Expertenbesuch schafften es, so das Urteil der Schülerinnen und Schüler, eine komplexe Thematik ganz nahe zu bringen und verständlicher zu machen.