Das Gymnasium Arnoldinum von der Gründung bis heute
Der Tradition verbunden, der Innovation verpflichtet!
Die landesherrliche Gründung der Hohen Schule durch Graf Arnold IV. (1554-1606) von Bentheim – Steinfurt - Tecklenburg erfolgte 1588 in Schüttorf als Lateinschule. 1591 wurde sie zur Akademie erweitert und nach Burgsteinfurt verlegt.
Die Gründung der Hohen Schule 1588 fällt in eine Zeit, in der die europäische Hochschullandschaft des 16. bis 18. Jahrhundert vielfach gegliedert ist und unterschiedliche Typen und Größen aufweist. Die Bezeichnung des Arnoldinums als „Gymnasium Illustre“, „Hohe Schule“ oder „Akademie“ verweist darauf, dass solchen Schulgründungen das kaiserliche Patent fehlte, den Studenten die verschiedenen akademischen Grade (Magister, Lizentiat, Doktor) zu verleihen. Die Unterscheidung zwischen Hoher Schule und Universität ist keine qualitative, sondern nur eine rechtliche.
Die Ausrichtung und Bedeutung der Hohen Schule in Richtung der Niederlande und in den deutsch-sprachigen Raum, incl. der Schweiz, ist in den letzten Jahren Gegenstand zahlreicher wissenschaftlichen Untersuchungen zu Lehrinhalten, Professoren und Studenten gewesen. Die umfangreichen inhaltlichen und personellen Beziehungen der Hohen Schule zu anderen Universitäten und Hohen Schulen wie z.B. in Deutschland (Heidelberg, Marburg, Herborn, Bremen, Duisburg), in die Nieder-lande (Franeker, Leiden, Groningen, Deventer), in die Schweiz (Zürich, Basel, Genf) und nach Frankreich (Straßburg) zeigen nachweislich die enorme regionale und überregionale Bedeutung, den Stellenwert und das Gewicht der Hohen Schule.
Neben konfessionspolitischen Beweggründen der Schulgründung führt die Vita Arnoldi ein weiteres Motiv Graf Arnolds auf: „… so hatt Graff Arnoldt auß Christlichem eiffer die Evangelische warheit weiter zu verbreiten und seinen Undersaßen ihre Kinder desto füglicher zu gelärtheit anzuführen, der Trivialschulen ein Collegium der dreien fürnembsten faculteten alß Theologiae, Jurisprudentiae und physicae oder medicinae beigeordnet, …“
Zum Zwecke der Bildung der Adeligen-, Bürger- und Bauernkinder in seinen Territorien wurden Pro-fessoren mit Rang und Namen für die genuin calvinistisch ausgeprägte Hohe Schule gewonnen: der Theologie Professor Conrad Vorstius (1569-1622) kam aus Genf, der renomierte Jurist Professor Johannes Althusius (1563-1638) wurde von der Hohen Schule Herborn verpflichtet und für das Fach Philosophie, Physik und Theologie folgte Clemens Timpler (1563-1624) aus Heidelberg dem Ruf nach Steinfurt. Seine Logikvorlesungen an der Hohen Schule waren Gegenstand historischer Forschungen aus Deutschland und den USA. 1607 wurde der berühmt gewordene Kartograph Johannes Gigas Professor für Medizin und Mathematik an der Hohen Schule, um nur einige wenige bedeutende Wissenschaftler zu nennen.
Zur finanziellen Ausstattung der Hohen Schule hat Graf Arnold IV. 30.000 Reichstaler aufgewendet, wie die Vita Arnoldi ausweist. Desweiteren ist durch die Schulrechnungen und die Vita Arnoldi belegt, dass Graf Arnold an die Studierenden Stipendien vergeben hat. Bis 1653 wurden 202 Studenten finanziell unterstützt.
Neben der finanziellen Ausstattung der Hohen Schule kümmerte sich der Schulgründer auch um die materielle. 112 Bücher aus seinem Privatbesitz bildeten den Grundstock der Bibliothek, der heutigen Historischen Bibliothek (ca. 1880 Bücher).
Um den 1606 verstorbenen Grafen zu ehren, wurde durch seine Witwe Magdalena der reguläre Rektoratswechsel der Hohen Schule auf den Namenstag des Grafen gelegt, auf den 18. Juli 1612, den Arnolditag. Die lange Geschichte der Hohen Schule endete 1811 in den napoleonischen Kriegen und der Umgestaltung der politischen Landschaft.
1853 wurde das „Fürstlich Bentheimische Gymnasium Arnoldinum“ nach langwierigen Verhandlungen zwischen der preußischen Staatsregierung und den fürstlichen Häusern als Rechtsnachfolger der Hohen Schule wiederbegründet. Etliche namhafte Bürger Burgsteinfurts, insbesondere der Bürgermeister Johann Wilhelm Terberger, hatten an der Neugründung ebenfalls ihren Anteil. Das neue Gymnasium wurde erneut mit einem ansehnlichen Stiftungsvermögen durch die beiden fürstlichen Häuser ausgestattet.
Wer das heutige Schulgebäude betritt, übersieht im Vorbeigehen vermutlich die Tafel der „Stiftungsurkunde“ der Hohen Schule. In ihr heißt es, die Hohe Schule sei zum Zweck „… der Ausbreitung der … reformierten Religion und Gelehrsamkeit“ gegründet worden. Der preußische Schulrat Dr. Suffrian übersetzte dieses christliche Ziel in seiner Wiedereröffnungsrede 1853 als Ausdruck der Humanität. Das Gymnasium Arnoldinum wurde ganz bewußt und ausdrücklich von allen Beteiligten als ein humanistisches Gymnasium wiederbegründet, mit christlichen Werten, in Tradition der Hohen Schule. Die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland stellt die Menschenwürde über alles. Die Tafel am Eingang des Gymnasium Arnoldinum „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ verpflichtet uns zu dieser Humanität, im Inneren wie im Äußeren!
Graf Arnold IV. hatte erkannt, wie wichtig Bildung ist. In politisch und konfessionell unruhigen Zeiten zwischen dem Beginn der Reformation 1517 und dem Ausbruch des 30 jährigen Krieges 1618 wagte er 1588 die Schulgründung. Es waren gerade holländische Professoren, die in den Wirren des Krieges von 1618-1648 und danach, halfen, das akademische Überleben zu sichern.
Das Gymnasium Arnoldinum muss heute nicht neugegründet werden, aber die vielfältigen Herausforderungen durch die Digitalisierung, die Folgen der Coronakrise, den Lehrermangel, die Folgen des Ukrainekrieges und die vielfältigen Veränderungen in der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern verpflichten uns zur Innovation und stellen eine große Herausforderung dar.
Die zertifizierte Europaschule Gymnasium Arnoldinum folgt mit den Austauschprogrammen und der Teilnahme an europäischen Projekten und Wettbewerben der europäischen Ausrichtung der Hohen Schule. So wie die Hohe Schule mit vielen anderen Bildungseinrichtungen verbunden war, ist die heutige globale Vernetzung des Gymnasium Arnoldinum mit anderen Partnern in der Schul- und Lebenswelt unerlässlich.
Graf Arnold hat seine Hohe Schule personell und materiell in hoher Qualität ausgestattet und die Studenten finanziell gefördert. Der Schulträger unseres Gymnasiums sorgt für die räumliche und materielle Ausstattung. Die Lehrerinnen und Lehrer fördern und fordern die Schülerinnen und Schüler, um sie in sozialer, gesamtgesellschaftlicher Verantwortung weiterzuentwickeln, in Zusammenarbeit und Kommunikation mit dem Elternhaus als einer gemeinsamen Schulgemeinde. Dies geschieht in vielfältiger Weise in den Sprachen, den mathematisch-naturwissenschaftlichen, musisch-künstlerischen, sportlichen oder gesellschaftlichen Bereichen. Die SV hat z.B. in einem außergewöhnlichen Projekt christliche Nächstenliebe und Humanität bewiesen und für die Erdbebenopfer in der Türkei die gigantische Summe von 14.000€ gesammelt.
Wertschätzung, Achtung, Toleranz, Demokratie und Offenheit sind nicht teil- oder verhandelbar oder beliebig und bedürfen immer wieder der Vergewisserung, auf welchem Fundament ein jeder steht. Nur wenn ich weiß, wo ich herkomme, weiß ich, wo ich hin gehe.