Ein Land im Ausnahmezustand
Chilenische Künstlerin und Autorin zu Gast im Spanischkurs
Im Spanischkurs der Jahrgangsstufe Q2 war die aus Chile stammende Künstlerin und Journalistin Isabel Lipthay zu Gast und faszinierte die Schülerinnen und Schüler nicht nur als Zeitzeugin und Botschafterin ihres Heimatlandes und seiner Kultur, sondern auch durch ihre Persönlichkeit. Besonders am Herzen lag Isabel Lipthay die aktuelle Situation in Chile, die von schweren Auseinandersetzungen zwischen Regierung und Bevölkerung gekennzeichnet ist.
„Wir befinden uns im Krieg!“, so kommentierte Staatschef Sebastian Piñera die Ereignisse. Isabel Lipthay berichtete den gespannt zuhörenden Schülerinnen und Schülern, wie sie in ihrer Jugend die damaligen Ereignisse zur Zeit der Militärdiktatur erlebt hatte. Aufgewachsen im Süden Chiles studierte Lipthay Journalismus in der Hauptstadt Santiago, als plötzlich eine grausame Militärdiktatur über das Land hereinbrach. Der Regierungschef Salvador Allende wurde ermordet, Regimegegner getötet, viele Menschen flohen und suchten Zuflucht im Ausland. 1983 flüchtete Isabel Lipthay nach Deutschland und fand in Münster einen Zufluchtsort. Und sie ist geblieben.
Der Spanischkurs des Arnoldinum hatte bereits im Vorfeld den Film „Chile in Flammen“ gesehen und über die jüngere Geschichte Chiles gesprochen. Doch der Besuch der „Zeitzeugin“ brachte das Geschehen näher. Die historischen Ereignisse hatten unmittelbare Auswirkungen auf die Biografie eines Menschen. Aber nicht nur was der Gast berichtete, war spannend und beeindruckend. Mindestens ebenso wertvoll war die Art und Weise, wie Isabel Lipthay auf die Jugendlichen zuging. So fragte sie, welche Träume und Wünsche sie haben, nahm anteil an ihrem Engagement und zeigte sich sichtlich interessiert an den Antworten. Ihr Vortrag sprach alle Sinne an. In ihrem Gesang und Gitarrenspiel erspürte man chilenische Lebensart und lecker waren die Alfajores, chilenisches Gebäck, das als Kostprobe genascht werden durfte.
Zum Abschluss wünschte Isabel Lipthay den Zuhörern ausdrücklich, glücklich zu werden. Dieser ungewöhnliche Wunsch passte zu ihrem Besuch. Isabel Lipthay vermittelte den Schülern, dass es beim Glücklich-Werden ganz entscheidend auf einen selbst ankommt.